Der Junior-Bachmannpreis 2017 geht an …

EMMA EGER, 1A, hat gestern in Klagenfurt im ORF-Theater den 1. Preis des Junior-Bachmann-Literaturwettbewerbs gewonnen! Sie hat sich mit ihrer großartigen Geschichte 25 + X = 26 gegen mehr als 100 TeilnehmerInnen aus Österreich und Deutschland durchgesetzt. Sehr erfolgreich war auch NATALIJA CERTIC, 2B. Sie hat den 5. Platz errungen.

Der Siegertext ist bereits im heurigen Yearbook abgedruckt!!

Herzlichen Glückwunsch, Emma und Natalja!

Emmas Text

25 + x = 26

„Thema des Tages (unser Reporter berichtet): Letzte Nacht verschwanden auf unerklärliche Weise sämtliche Buchstaben aus der Stadtbibliothek. Die Bibliothek musste den ganzen Vormittag geschlossen bleiben, doch nach der Mittagspause waren alle Bücher wieder vollständig. Wie es zu dem Vorfall kommen konnte, ist unbekannt. Die Ermittlungen laufen noch“, las das X laut vor. „Wow, die Menschen machen ein riesiges Spektakel aus der Sache“, murmelte das C. „I, kannst du mir noch einmal die Geschichte von gestern erzählen?“, bettelte der kleine I-Punkt. „Wenn ich schon nicht dabei sein durfte, weil ich zu klein bin, dann möchte ich wenigstens alles ganz genau wissen!“ „Gern“, erwiderte das I, „hör gut zu. Das alles kam so:“
Gestern war eine besondere Nacht, die jährliche Nacht der Buchstaben. Und so kam es, dass Schlag Mitternacht hier in der Stadtbibliothek 25 Buchdeckel aufschlugen. Sämtliche Buchstaben krochen mühsam aus den Büchern und landeten auf dem Teppichboden, nur das O kullerte gemütlich heraus. Schließlich stand das komplette Alphabet da und schaute zu dem A, dem Anführer.
„Alle mal herhören!“, schrie es. Schlagartig wurde es still. „Also“, sagte das A, „zählen wir einmal durch! A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, ….. äh…. hat jemand das X gesehen?” Doch niemand wusste, wo das X geblieben war.
„Warum machen wir uns darüber überhaupt Gedanken?“, fragte das P. „In dem Märchenbuch, aus dem ich stamme, brauche ich kein X. Ohne mich gibt es aber keine Prinzen oder Prinzessinnen!“ „Und was ist mit der Hexe aus deinem Buch?“, wollte das C wissen und fuhr fort: „Ohne das X gäbe es sie nicht! Doch in meinem Buch geht es auch ohne X. Man braucht in Geschichtsbüchern schließlich zwar oft die Zeitangabe ‚vor oder nach Christus‘, also mich. Aber das X ist nicht nötig!“ „Moment! Was ist mit König Xerxes?“, fragte das D frech. „Er käme ohne X in deinem Buch nicht vor!“
Und so fiel jedem etwas ein: Dem K fiel auf, dass ein Kochbuch ohne Mixer sinnlos wäre. Das D aus dem Sachbuch über Gesteine machte sich Gedanken, dass es in seinem Buch zwar viele Diamanten geben würde, aber dass der Onyx fehlen würde. Das naturverbundene N bemerkte, dass es ohne X in einem Pflanzenbestimmungsbuch keinen Ilex geben würde. Das B aus dem Bastelbuch überlegte, was es ohne Tixo anfangen sollte. Sogar dem vorlauten F fiel etwas zu diesem Thema ein. „Es gäbe kein Sextett in meinem Notenbuch, das ‚forte‘ gespielt werden könnte!“, brüllte es und konnte sich kaum beruhigen, „ein Musikbuch ohne Sextett ist eine Blamage!“
Endlich konnte das A für Ruhe sorgen und sagte: „Alles wird wieder gut. Wir werden das X finden!“
Also machten sich in dieser sternenklaren Nacht 25 Buchstaben auf den Weg. Wohin, das wusste niemand so recht, aber Hauptsache, los. Nach ein paar Minuten fing das P aus dem Märchenbuch an zu jammern: “Wo sind meine Diener? Ich will getragen werden!“ Doch niemand hörte ihm zu. Das K aus dem Kochbuch bekam Hunger, und das B aus dem Bastelbuch fand die Stadt schrecklich unkreativ. Da erreichten die Buchstaben schließlich den Bahnhof.
„Und jetzt?“, fragte das D. Keine Antwort. Das forsche F übernahm die Führung. „Steigen wir einfach in einen Zug ein!“, schrie es und kletterte schon in einen Zug nach Frohnleiten. Die anderen 24 folgten, und schon donnerte der Zug über die Gleise Richtung Norden, immer weiter und weiter. Im Zug war es still. Nicht einmal das F machte einen Mucks. Endlich hielt der Zug mit quietschenden Rädern auf dem schwach erleuchteten Bahnhof, und das F scheuchte die anderen Buchstaben hinaus. In einer langen Reihe gingen, rollten und holperten die Buchtstaben zum Marktplatz und begannen, sich dort umzusehen. „Dort!“, rief das F aus voller Kehle. “Ha! Hab ich’s doch gewusst! Hier gibt es auch eine Bibliothek!“
„Nicht so laut!“ zischte das A. „Wir wollten ja nicht erwischt werden!“ Leise schlichen alle zu dem großen Haus mit dem Schild „Bibliothek“ und schauten vorsichtig durch das Fenster hinein. Drinnen gab es hohe Regale mit unglaublich vielen Büchern darin, ähnlich wie in ihrem Zuhause. Die Buchstaben machten eine Räuberleiter und kletterten durch den Lüftungsschacht über der Tür nach innen, das T mit seinem breiten Querbalken zuunterst. Alle blickten sich um und entdeckten … „Das X!“, schrien alle im Chor. Das X schaute sich verdutzt um. Mit einem Bein stand es bereits in einem Buch mit dem Titel „Ich bin nix wert“.
„Nicht! Bleib hier, wir brauchen dich!“, sagte das A. „Ohne dich würden unsere Bücher alle keinen Sinn ergeben!“ „Wirklich?“, fragte das X unsicher. „Ja, auf jeden Fall! Ohne dich gäbe es keinen Mixer, keinen Onyx, keinen Ilex, kein Tixo, keine Hexen oder Nixen, keine Boxerhunde oder Sextette! Und König Xerxes würde auch vergessen werden!“, versicherte das Z. „25 sind einfach zu wenig. Wir müssen 26 sein, damit unsere Bücher vollständig sind!“
Das X schaute freudig in die Runde und lachte: „Gut, dann bleibe ich bei euch!“ Alle jubelten, klatschten und umarmten das X (um die Mitte herum ging das gut).
„Ja, so war das.“ beendete das I seine Erzählung und schaute in die Runde aus allen 26 Buchstaben. „Ich finde es gut, dass wir heute Mittag wieder zurückgefahren sind“, murmelte das P müde.
„Ja, das stimmt. Die Menschen brauchen uns einfach! Ohne uns geht nix!“, grinste das X und fühlte sich ganz glücklich und leicht.

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